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  • AutorenbildKatrin Wiemeyer

Schwarz-weiss. Der Hautkrebs und alles andere

Teil 6


Body positivity oder Weg zu mir selbst

Ihr wisst, ich war auf Reisen.

Dort an meinem geliebten Strand am tosenden Atlantik fiel mir in diesem Jahr etwas auf.

So viele junge Frauen trugen knappe Bikinis, auch abseits der verhungerten Norm, oder des vermeintlichen Schönheitsideals. Im ersten Moment dachte ich: „Wow, die trauen sich was!“ Im nächsten fiel mir der Irrsinn meines Gedankens auf…

Ich selbst bin groß geworden mit der Erkenntnis, du bist, wie du aussiehst.

Schon meine Mutter brachte mir bei, dass meine Beine zu kräftig, meine Haare schwierig und ich wahlweise zu dünn oder zu dick war. Dabei war ich - mit Verlaub - eine hübsche, schlanke Teenagerin mit langen Locken, die sich meine Freundinnen wünschten. Heute weiß ich das.

Später dann versuchte ich oft, Etwas oder Jemand zu sein…nur wer ICH eigentlich war, dafür fehlte mir der Blick. Mein Körper trug drei Kinder in sich und stillte sie. Und das Einzige, an das ich ständig denken musste, als ich meinen heutigen Mann kennenlernte, war: „ oh je, mein Bauch sieht doch schlimm aus.“

Er machte mir ziemlich schnell klar, dass ihm der nicht korrekte Sitz meiner Bauchhaut völlig egal war und so kam es, dass diese noch von zwei weiteren wunderbaren Wesen verwurstet wurde.


Den eigenen Körper lieben?

In all den Jahren hätte ich jeder Frau aus tiefstem Herzen gesagt, sie solle ihren Körper lieben, bewundern und achten für das, was er geleistet hat!

Nur ich selber konnte das nicht fühlen.

Zwei Jahre vor meiner Diagnose Krebs schaffte ich es, mich mit optimierter Ernährung zu der schlanken Person zu machen, die ich immer sein wollte. Und ihr glaubt nicht, wieviel Resonanz ich bekam. Mir nahe stehende Personen aber auch Leute aus meinem weiten Umfeld sprachen mich an und lobten mich für mein tolles Aussehen. Wie so viele Menschen in „Essstörungen“ rutschen können, wird wohl klar oder? Aber das nur als Gedanke am Rande…

Als nun mein neues Leben mit dem Krebs begann, stand die Optimierung meines Aussehens erstmal nicht auf Platz Eins der Liste der Wichtigkeiten. Ich hoffte schlicht, heil aus der Sache heraus zu kommen und schwor mir selber hoch und heilig, meinen Körper von nun an zu achten für das, was er ist: Meine Heimat!


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