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  • AutorenbildKatrin Wiemeyer

Schwarz-weiss. Der Hautkrebs und alles andere

Aktualisiert: 23. Dez. 2023




Teil 13


Willkommen zurück!

Ich stelle fest, alle zwei Wochen hier schreiben zu wollen war eine ambitionierte Idee, aber leider an meinem wahren Leben vorbei.

Auf jeden Fall an meinem Jetzigen.

Zur Zeit habe ich mal wieder das Gefühl, die Zeit galoppiert so davon und ich sitze noch nicht mal auf dem Pferd..kennt ihr das? Der einzige, der so hinterher hinkt wie ich, ist der Frühling. Ja, ich weiß...ist alles zeitgerecht so und die Natur braucht das Wasser, den Nebel und sonst noch was. Ich aber nicht.

Ich bin trotz meiner Diagnose bis heute ein Sonnenkind. Dass ich mitten im Pott mit mehr grau als freundlich geboren wurde und nicht in Portugal, halte ich immer noch für einen Irrtum.


Aber ich schweife ab...

Eigentlich wollte ich euch etwas erzählen, dass mich in der letzten Woche so aufgeregt hat, dass ich nicht wusste, ob ich lauthals lachen oder schimpfen soll. Und ich bin gespannt, wie ihr das seht, vielleicht kommentiert ihr mal.

Ich mache es spannend, oder???


Instagram, Talkshows....

Ich bin seit meiner Diagnose in die Instagram-Welt eingetaucht. Zu Anfang war das meine Möglichkeit, mein Umfeld in Zeiten von Kontaktsperren zu Corona zu informieren, wie es mir grade geht. So konnte jeder oder jede, die es interessierte, auf dem laufenden bleiben und ich hatte meine Ruhe. Später wurde diese Plattform zu einer Art Tagebuch für mich und ich entdeckte ganz generell die Lust, zu schreiben.

Wenn man eine Zeit dort aktiv ist, trudeln zuerst die Herren Doktor aus Kalifornien ein, die einen dringend mal kennenlernen wollen. Etwas später kommen Angebote, mit denen man 1000 Dollar in der Woche verdienen kann.

By the way... "Armed Angels" hat sich immer noch nicht gemeldet...

Da bekomme ich ein Angebot von einer Firma, die Gäste für Talkshows akquiriert.

Es gehe um die Talkshow "Britt" und ob ich nicht Lust hätte, meine Geschichte zu erzählen. Bei der Recherche sei der junge Mitarbeiter beim # Hautkrebs auf mein Profil gestoßen.

Im ersten Moment dachte ich, "cool, ich werde gefunden, wenn man sich für unser Thema interessiert!"

Davon ab, dass ich ganz sicher nicht bei den Privaten am Mittag sitzen möchte, dachte ich, ich falle vom Stuhl, als ich den Titel der Sendung las.

"Mein peinlicher Körper - alles rund um Hautkrankheiten"

Im ersten Moment hab ich lauthals losgelacht.

Im nächsten war mir kotzschlecht.

Im Ernst?? Ich habe Krebs und werde zu einer Sendung mit diesem Titel eingeladen?

Überhaupt wird irgendjemand, der eine Krankheit hat, zu diesem Thema vor die Kamera geschubst?

Ihr ahnt es schon...das konnte ich nicht unkommentiert lassen..

Meine - ich sag mal deutliche Antwort- wurde zumindest gelesen. Beantwortet leider nicht.

Schade eigentlich.


Was ist sonst noch so los?

Ne Menge!

Ende des Monats findet unsere erste Lesung zu unserem Buch "0,8 mm- ist doch nur Hautkrebs ?!" in Essen statt.

Ich bin aufgeregt, wir werden zu Zehnt unsere Passage vorlesen. Im Publikum ein Teil meiner Sippe, ich denke, ich darf sie nicht ansehen. Sonst schaffe ich es nicht, zu lesen. Schon als ich die anderen Geschichten gelesen habe, hatte ich immer wieder Tränen in den Augen. Wie wird es sein, sie aus dem Mund der Betroffenen zu hören?

Es wird emotional, da bin ich sicher. Und schön. Und ich freue mich immer noch sehr, ein Teil dieses Projekts zu sein.

Kennt ihr überhaupt schon alle unser Buch? Carolin Windel hat uns fotografiert, sie fotografiert sonst für den "Stern". Sie ist nicht nur ganz zauberhaft als Person sondern auch eine Künstlerin.

Im Buch lest ihr die selbst geschriebenen Geschichten von 52 Betroffenen.

Hier mitzuwirken hat viel in mir bewegt. Ich habe mich gezeigt für jeden, der dieses Buch in die Hand nimmt. Ihr könnt lesen, in meinem Innen und Außen. Das braucht Mut und ich bin sehr stolz, dass ich es gewagt habe.

Ich bin stolz auf mich und die anderen 51 Gefährt:innen.

Und auf Katharina und Astrid von Melanom Info Deutschland e.V., die unermüdlich im Einsatz waren, um aus der Idee ein echtes Buch werden zu lassen.

Und da bin ich wieder am Anfang...

Unser Buch, die Fotos und unsere Geschichten sind das Gegenteil von "mein peinlicher Körper"!!

Ich denke, ich spreche für viele, die von Carolin fotografiert wurden. Ich war mordsaufgeregt, bevor es los ging.

Was zieht man bloß an, was mache ich mit meinen Haaren, will ich meine Narbe ablichten lassen?

Am Ende war es fast egal, was ich anhatte oder welche Frisur ich trug. Ich fühlte mich wunderschön. Schon nach dem Sichten der ersten Bilder wurde mir klar, ich werde gesehen, wie ich bin.

Ich konnte meine Schuhe ausziehen, das war mir wichtig. Ich bin "die ohne Schuhe", wann immer es geht. Und ich bin die, die fest auf dem Boden steht und mehr als früher die Verbindung zur Erde spürt, zu dem, was mein Leben ausmacht.

Soviel kann in nur einem Foto stecken.

Ich habe sogar meine Narbe fotografieren lassen, Sinnbild für meine Verletzung, die Schwäche, die ich erlebt habe, die Hilflosigkeit. Das Bild hat es nicht ins Buch geschafft aber ich bin froh, es für mich zu haben.

Ich hoffe, ich hab` euch ein bisschen mitgenommen und ihr habt nun große Lust, ein paar von uns "in echt" zu treffen.

Die Lesungen gehen übrigens noch weiter, die nächste Stadt ist Hamburg!


Einen Tag nach der Lesung habe ich meine nächste Nachsorge.


Ich bin mal wieder nervös, hibbelig und angespannt. Beim letzten Mal war ich viel entspannter, warum?

Ich hab keine Ahnung. Ich hab für mich gesorgt und meinen Mann gebeten, mich mal wieder zu begleiten.

Macht er.

Er kommt mit.

Er ist da.

So wie immer.


"Wir schaffen das!"

Wo wäre ich ohne diese Worte aus seinem Mund, ohne seine Hände, die mich halten und seine Jacke, die mich wärmt, wenn ich friere...


Guckt mal, so schließe ich mit einer kleinen Liebeserklärung.

War nicht geplant, fühlt sich aber gut an.


Bis in drei Wochen, in Essen!


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